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Endometriose

Die Endometriose ist stetig im Zunehmen begriffen und heute schon die dritthäufigste Ursache für weibliche Unfruchtbarkeit. Es handelt sich dabei um Gebärmutterschleimhaut, die außerhalb ihres vorgesehenen Ausbreitungsgebietes angesiedelt, trotzdem eingebunden in das zyklische Geschehen an jeder Periode teilnimmt. Natürlich ergeben sich dabei automatisch Probleme mit der Entsorgung der abgestoßenen Schleimhaut anläßlich der monatlichen Periode. Wo normaler Weise die überflüssig gewordene Schleimhaut mit dem Monatsfluß nach draußen entsorgt wird, ist sie hier blockiert und blockiert so ihrerseits ganze Regionen. Der Fluss stockt notgedrungen und in ihm das Blut und die Schleimhautreste.


Entzündungen und Aufstände des auf diese Weise unter Druck gesetzten Gewebes sind die logische Folge.


Vorkommen kann solch versprengte Schleimhaut praktisch überall, wobei Scheide, Darm, Eileiter und Blase häufige Schauplätze des gefährlichen Verwechslungs-Spiels sind. Auch in der freien Bauchhöhle können Inseln von Uterusschleimhaut vorkommen, selbst im Gehirn wurden sie schon entdeckt. Der Hauptschauplatz bleibt jedoch das kleine Becken, was soweit gehen kann, dass es schließlich wie zugemauert erscheint und Geschlechtsverkehr nicht mehr zuläßt. Der größte Leidensdruck bezieht sich auf die Dysmenorrhoe, sowie auf Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Dass frau in solcher Situation diesbezüglich mauert, liegt auf der Hand.

Wie die Schleimhaut an die falschen Plätze gelangt, ist der Medizin weitestgehend unbekannt. Gebärmutterschleimhaut ist natürlich hochaktives Gewebe, das sich durch ärztliche Eingriffe und Operationen wie etwa Ausschabungen (Küretagen) auch verschleppen lässt. So ist aber nur ein kleiner Teil der Endometriosen zu erklären. Es ergibt sich der Eindruck einer gutartigen Metastasierung, die nicht expansiv und invasiv wächst wie beim Krebs. Von den Zellen her verhält sich das Gewebe gar nicht krebsartig, insgesamt aber macht es den Eindruck einer gutartigen Krebsgeschwulst. Ein zusätzlicher Faktor, der die Zunahme der Endometriosen erleichtert, wenn auch nicht verursacht, mag die immunologische Schwächung großer Teile der Bevölkerung sein, die ja auch anderen Krankheitsbildern Vorschub leistet. Auf dieser Basis könnten die Zellnester in bestimmten abwehrgeschwächten Bereichen z.B. auf Grund dortiger Schadstoffablagerungen besser angehen. Die Schulmedizin hat darüber hinaus noch als weitere Theorie die Möglichkeit, daß sich Keimbahnzellen von Anfang an sozusagen im Körper verirrt haben. Hier wäre dann aber immer noch die Frage ungeklärt, warum das in letzter Zeit so zunimmt.

Symbolisch betrachtet handelt es sich bei der Endometriose um unbewusste Weiblichkeit am falschen und damit gefährlichen Platz. Hier zieht jemand seine eigene Regel an Orten durch, wo sie fehl am Platze ist und ihm selbst am meisten schadet. Die Betroffenen richten ihre Weiblichkeit gegen sich selbst, indem sie ihren Rhythmus in so problematischen körperlichen Bereichen leben. Anders ausgedrückt, bringen sie ihre typisch weibliche(n) Regel(n) mit Bereichen in Verbindung, die ausgesprochen ungeeignet dafür sind. Mit dem Darm wäre hier die Region der (Welt-)Verdauung angesprochen, mit der Blase das (seelische) Abwasserreservoir, mit der Scheide der Ort der Liebeslust und mit dem Gehirn die Zentrale des Schaltens und Waltens. Die konkreten körperlichen Orte sind jeweils völlig ungeeignet für solche Versuche, und müssen wohl auch nur einspringen, weil auf den viel geeigneteren übertragenen Ebenen diesbezüglich nichts oder gemessen am eigenen unbewussten Bedürfnis zuwenig unternommen wird.

Das Krankheitsgeschehen lehrt auch, dass typisch weibliche Aktivitäten an unpassender Stelle den Gegenpol ins Spiel zwingen. Die Nebenerscheinungen der Weiblichkeit auf falscher Ebene sind für den Organismus unbeherrschbar und die Entsorgung der Abfallprodukte des rhythmischen Schleimhautwechsels ist oft nur chirurgisch möglich. Die Chirurgie bzw. chirurgische Gynäkologie, auf die die Betroffenen dann oft wirklich angewiesen sind, ist aber höchstentwickelter Ausdruck unserer modernen Machermedizin und eine (arche)typisch männliche Erscheinung. Im Sinne der Endometriose verrückte Weiblichkeit zwingt also zu chirurgischen Interventionen, die das Weibliche (Gewebe) herausholen, um das Leben der betroffenen Frauen noch einigermaßen erträglich zu halten.

Die häufigen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zeigen die Konflikte in diesem Bereich. Ihr Becken schreit gleichsam um Hilfe, wenn ein Mann in es eindringt. Unbewusst will sie das wohl auch nicht bzw. verhindert es schließlich ja auch. Diesbezüglich wäre es sicher heilsamer, sich männliche Eindringlinge auf bewusstere Art und Weise vom Halse bzw. Leibe bzw. Becken zu halten. Die Dysmenorrhoe zeigt obendrein, wie schmerzhaft der allmonatliche Blutzoll empfunden wird.

Die nicht selten resultierende Unfruchtbarkeit demonstriert ihr, wie sehr sie die eigentliche urweibliche Fruchtbarkeit blockiert. Wenn sie so mauert und ihr Becken Kindern und vorher schon Männern verschließt, entzieht sie sich unbewusst einer urweiblichen Aufgabe. Das sollte sie lieber ganz bewusst und offensiv tun, schon um sich all die Strapazen der körperlichen Inszenierung zu ersparen. Es liegt ja offensichtlich nicht die einzige Erfüllung des archetypisch Weiblichen in den vorgezeichneten und in unserer Gesellschaft üblichen Bahnen.

Niemand leidet wohl so unter dem spezifisch weiblichen Schicksal der Periode wie Endometriosepatientinnen, und gerade deshalb wird niemand so intensiv und jeden Monat von allen Seiten auf die eigene weibliche Wunde gestoßen.


Sie schreit in den verrücktesten Regionen des Körpers um Beachtung und Hilfe, denn sie hat sie ja nicht nur in ihrem Schoß, sondern an vielen Stellen. Ihre wundeste Stelle wird ihr mit der Macht jedes Zyklus ins Bewusstsein gerufen. Kaum hat sie sich von den Nachwirkungen der letzten Regel erholt, bahnt sich schon die nächste an. Der Verdacht liegt hier natürlich nahe, daß sie sich ihrer weiblichen Seite zu wenig stellt, so daß diese so übermächtig wird, überall auftaucht und Beachtung erzwingen muß, die sie frewillig nich tausreichend bekommen hat. Hier leidet jemand unter den weiblichen Regeln.

Betroffen sind oft Frauen, die an vielen Fronten kämpfen (müssen) und bei diesen grundsätzlichen Ausseinandersetzungen ihr weibliches Seelengewand gleichsam abgelegt haben, um nicht mehr so verwundbar zu sein. Oft neigen sie dazu, zu viel Verantwortung zu übernehmen, und um solch hohen Anforderungen überhaupt noch gerecht werden zu können, ihre weibliche Seite unter strenge Kontrolle zu stellen. Die Wunde blutet aber auf körperlicher Ebene umso mehr weiter und zieht so die Aufmerksamkeit mindestens einmal im Monat auf sich. Sie blutet an falscher Stelle, zahlt also gleichsam am ungeeigneten Ort ihren Tribut ans Frausein. Eine andere, psychoanalytisch inspirierte Deutung sieht in den Blutstropfen ins Becken geweinte Tränen, die Angst vor der eigenen Weiblichkeit, vor Kinderwünschen und dem ganzen unterdrückten Frausein ausdrücken.

Vom Typ her handelt es sich eher um aufgedrehte aktive Frauen, die manchmal sogar etwas verdreht und aus dem Gleichgewicht geraten wirken. Als Patientinnen appellieren sie häufig von sich aus an den männlichen Macherpol, der sich dann natürlich nicht lumpen lässt und sein ganzes Arsenal technischer Methoden von Spiegelungen über Ultraschall bis zu Punktionen und Operationen ausspielt. Mit ihrer Psyche wollen die Patientinnen eher nichts zu tun haben. Auch darin zeigt sich schon, wie fremd ihnen das Weibliche, das sie auf Unterleibsebene so dick bekommen, eigentlich ist. Die Psyche ist ja auch in der griechischen Mythologie im Mythos von Amor und Psyche geradezu Symbol des Urweiblichen.

Die Tatsache, daß die Patientinnen besonders auffällig und verstärkt zu Osteoporose neigen, könnte als Hinweis darauf dienen, dass sie sich dem großen Kreislauf des Lebens nicht hingeben (können), ähnlich wie sie ja schon mit dem kleinen Kreislauf ihrer Regel solche Probleme haben. So wird eine zwar unbewusste aber nichtsdestoweniger grundsätzliche Rebellion gegen den vorgezeichneten weiblichen Rhythmus deutlich. Die Tatsache, dass das Krankheitsbild natürlich im Wechsel aufhört, zeigt, wie sehr es mit dem Animaseelenanteil verbunden ist, tritt bei der Frau mit dem Wechsel doch der männliche Seelenanteil, der Animus, in den Vordergrund.


Besser als die Bearbeitung dieser Problematik in regelmäßigen Abständen den Chirurgen zuzuschieben, wäre natürlich, der Thematik auf Bewusstseinsebenen gerecht zu werden. Das würde bedeuten, dafür zu sorgen, dass sich die eigene Weiblichkeit auf anderen, eher ungewohnten Ebenen austoben kann. Es ginge darum, den biologisch weiblichen Regeln zu folgen und eigenen weiblichen Rhythmus auf weitere Lebensbereiche auszudehnen. Wichtig wäre auch, die Nebenerscheinungen der eigenen weiblichen Kraft immer mitzubedenken und ihre Auswirkungen rechtzeitig zu problematisieren, gerade wenn frau andere Lebensbereiche und Menschen nach ihren Regeln tanzen läßt. In ihre Art der Weltverdauung und Lebensverarbeitung sollte jedenfalls ein weiblich rhythmisches Element hineinkommen. Vielleicht soll sie einfach regelmäßiger, ausgeglichener und rhythmischer Essen. Das jedenfalls könnte den mit der Problematik eindeutig überforderten Darm entlasten. Auch die Scheide dürfte sich der weiblichen Rhythmik mehr ergeben und ihren Rhythmus ungewöhnlicher Lust und Liebe finden, ebenso die Blase. Auch deren Art mit Druck umzugehen könnte offenbar mehr archetypisch Weibliches vertragen. Seelendruck müsste besser erkannt, angenommen und dann wieder losgelassen werden. Im Oberstübchen der Gehirnzentrale schließlich könnte ebenfalls mehr Weiblichkeit im archetypischen Sinn einziehen - ganz neue, ganz weibliche und damit sehr in Rhythmen eingebundene Lösungen könnten sich ergeben, wenn frau lernt, mit milderen weiblichen Augen zu schauen.


Eine andere Richtung der Ausseinandersetzung zielt auf den Aspekt des Krankheitsbildes der die Ver-rücktheit des Geschehens betont und zur Einlösung zu neuen ungewöhnlichen und ungewohnten Wegen der Weiblichkeit tendiert. Kinderbekommen ist dann vielleicht gar nicht so das Thema, und einer gewissen Unlust gegenüber Männerbesuchen in ihrem Schoß wäre rechtzeitig Rechnung zu tragen. Der eigenen ausgesprochen individuellen und manchmal wohl auch unkonventionellen Weiblichkeit gilt es neue und vor allem ausgefallene Entfaltungsräume zu verschaffen. Verrückte Weiblichkeit und Weiblichkeit an verrückten Stellen wird immer Normen verletzen - insbesondere in einer patriarchalen Gesellschaft.

Die Tatsache, daß das Krankheitsbild in den letzten Jahrzehnten so ungemein zunimmt, könnte darauf hinweisen, daß sogar noch verstärkt durch die Emanzipationsbewegung Frauen vielfach gezwungen waren, mehr ihren Mann zu stehen als Frau sein zu dürfen, um sich in dieser männlich dominierten Gesellschaft durchzusetzen. Diese verdankt diesem „männlichen“ Einsatz vieler engagierter Frauen einiges, anderseits müsste aber auch wieder Bewusstsein dafür einkehren, dass nach getaner Arbeit wieder weibliche Wege gegangen werden wollen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich gerade viele sogenannte emanzipierte Frauen und sogar Feministinnen unter den Betroffenen finden, was den Verdacht heraufbeschwört, dass diese ihrer eigenen Weiblichkeit nicht gerecht werden konnten, während sie auf männlichen Wegen versuchten, die sogenannte weibliche (politische) Sache voranzubringen. Wie schon früher besprochen dient das der Welt, aber offenbar weniger den Betroffenen persönlich.

Die schulmedizinische Therapie ist wie so oft ganz den allopathischen Unterdrückungswegen verpflichtet. Statt die kreativen weiblichen Anteile dieser Frauen zu bestärken, wird mit Gestagenpräparaten das zyklische Geschehen ausgetrocknet, sodass keine Periode und damit gerade in diesem Punkt nichts Weibliches mehr stattfindet. Die Beendigung des Zyklus entspricht einer vorgezogenen Menopause und damit wird die Phase der weiblichen Fruchtbarkeit zu früh beendet und die Frau um eine wesentliche Lebenserfahrung gebracht und gleich und vorzeitig in ihren männlichen Animuspol befördert. Mit diesem kann sie oft wirklich besser umgehen, weil er ihm vom Typ her oft entgegenkommt, weshalb diese Therapie auch eine gewisse Erleichterung bringen kann. Den anstehenden Aufgaben hat sie damit aber nicht entsprochen. Statt ausgefallene weibliche Positionen mit Leben zu erfüllen, was die symbolische Aufgabe wäre, betonen Gestagene den männlichen Pol in der Frau.

Von Ärzten zu verlangen mit einer Therapie zurückhaltend zu sein, die von den Betroffenen als Erleichterung empfunden wird, ist natürlich (zu) viel verlangt und kommt auch nur in Frage in Kombination mit den weiter oben angeführten Alternativvorschlägen. Andererseits läge es hier nahe, den Allgemeinplatz zu wiederholen, dass wirklich nur in Notfällen operiert werden dürfte, weil ja durch die Gewebeverschleppung offenbar sogar der Endometriose Vorschub geleistet werden kann. Dem wird jeder Arzt spontan zustimmen, nur schaut die Praxis noch immer ganz anders aus. Viele Fächer, wie leider auch oft die Gynäkologie, überbetonen die Operationen von ihren Ausbildungsrichtlinien bis hin zum Praxisalltag. Der Natur weniger ins Handwerk zu pfuschen, ist eine Forderung, die der männliche Pol, aus seinem Macherwesen heraus kaum nachvollziehen kann. Wo die Beweislast zu erdrückend wird, stimmt man dem zwar zu, in der unreflektierten täglichen Praxis aber läuft dann meist alles nach altem Muster und damit das alt gewohnte Spiel weiter. Theoretisch wird sich kaum ein Arzt der Erkenntnis verschließen, dass Einfühlung und Beratung einen mindestens so wichtigen Stellenwert haben müssten wie die technische Machermedizin. Allein in den kommunikativen Bereichen lägen z.B. die Chancen der Vorbeugung, nur dem männlichen Pol macht Reparatur einfach mehr Spaß als Vorbeugung, Machen mehr als Geschehenlassen, Reden mehr als Zuhören. Wobei eigentlich jedem klar sein müsste, dass Reden ohne vorheriges intensives Zuhören in der ärztlichen Praxis wenig Sinn ergibt.


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