Seit 45 Arztjahren leite ich Fasten-Wochen und betreue PatientInnen beim Abnehmen. Auch wenn wir damit viel Erfolg haben, wird die gesamt-gesellschaftliche Übergewichts-Misere immer schlimmer. Insofern wird Abnehmen zum immer größeren Thema.
Über die Hälfte der Deutschen leiden inzwischen an Übergewicht, in England sind es über 60 Prozent und in den USA sogar weit über zwei Drittel. Die ganze moderne Welt leidet an einer Art Fettsuchtseuche, offensichtlich ist das Leben in unserer Welt nicht gesund, denn Fettsucht ist gefährlich.
Die Schulmedizin in Gestalt ihrer Pharmaindustrie sucht nun schon seit langem vergeblich lukrative Mittel gegen Übergewicht und Fettsucht. Es gab schon aufblasbare Ballonkatheter, die im Magen deponiert wurden. Selbstverständlich nahmen die armen Opfer ab, während der Magen blockiert war. Aber sie bekamen auch Magengeschwüre und anschließend wieder Übergewicht. Der letzte Knüller war ein Medikament, das die Fett-Verbrennung verhinderte und insofern suggerierte, man könne weiter futtern und werde dabei schlank. Stattdessen aber blieben diese Opfer moderner Pharma-Werbung übergewichtig, ihr Schweiß verfärbte sich unangenehm wie auch der Geruch. Zusätzlich wurde dringend Diät und Bewegung empfohlen und trotzdem gab es außer Nebenwirkungen keine wesentlichen nachhaltigen Abnehm-Effekte. So rasch wie ausgelobt verpufften all diese Pharma-Hypes wieder. Wie so häufig bei der Schulmedizin und ihren neuen Mode-Drogen: außer Nebenwirkungen nichts gewesen.
Wohingegen unsere Fasten-, Psychotherapie- und klassischen Detox-Methoden erhalten und erfolgreich blieben.
Wie zu erwarten tobt aber mittlerweile der neueste Abnehm-Hype durch die Pharma-hörige moderne Übergewichts-Welt. Hinter der sogenannten Ozempic-Spritze steckt ein Diabetes-2-Medikament, das mittlerweile in Promi-Kreisen als Lösung aller Gewichtsprobleme für Faule gehandelt wird.
Kim Kardashian, früher kurviger Megastar unter Influencern, hat sich öffentlichkeitswirksam – angeblich mit dem Diabetes-Medikament – verschlankt. Sie wäre nicht die Influencerin der neuen Welt, würde sie damit nicht entsetzlich viele weltweit beeinflussen.
Was ist dran an diesem neuen Hype, was bringt die tägliche Ozempic-Spritze? Medizinisch ist das lange bekannte Diabetes-2-Medikament, ein sogenannter GLP1-Rezeptor-Antagonist, ein Hämglutit, Protein-Molekül und Stoffwechsel-Produkt, das einmal am Tag gespritzt werden muss.
Als Diabetes-Medizin zwingt Özempic die Glucose, also den Zucker, in die Zellen was das inzwischen überforderte Insulin, nicht mehr schafft. Damit holt sie den Zucker aus dem Blut, wo er, überschüssig, entzündliche Prozesse begünstigt. Der durch die Spritze umgeleitete Zucker führt aber im Überfluss auch in den Zellen zu sogenannter Verzuckerung oder Glykierung, die noch viel schädlicher ist. Das wird natürlich bei der gegenwärtigen Diskussion seitens der Pharmaindustrie verschwiegen. Die Ergebnisse oder schwerwiegenden Nebenwirkungen werden erst später, aber dafür umso krasser deutlich hervortreten. Kurzfristig führt die Einnahme oft zu Übelkeit bis zum Erbrechen und entsprechenden Folgen.
Auch die Glucagon-Freisetzung, des Gegenspielers des Insulin, wird von Özempic gehemmt.
Das sind alles Nachteile, denn das Brechen der Insulin-Blockade, der sogenannten Insulin-Resistenz und das Hemmen des Insulin-Gegenspielers verschlimmern die grundlegende Situation.
Als Diabetes-Medikament lange bekannt, ist Özempic zum Abnehmen nur bei schwerster Fettsucht, also einem Body-Mass-Index von über 30 erforscht und genehmigt.
Um überhaupt einen Effekt zu erreichen, muss es lange eingenommen werden und kostet 300 Euro im Monat und folglich 3600.- pro Jahr. Für Kim Kardashian ist das wohl kein Problem, für andere aber schon, da es selbstverständlich keine Kassenleistung ist. Rein finanziell werden bei einer Fettsuchtlawine von mehr als der halben Bevölkerung sich die Kassen das Mittel auch kaum je leisten können.
Neben den beschriebenen Nebenwirkungen der Spritze, sind ein Sättigungsgefühl im Magen mit langsamerer Entleerung durch das GLP-1
sowie eine Falschmeldung vom Zentralnervensystem und inneren Organen bezüglich Essensaufnahme und daraus folgend eine geringe Essensminderung als Vorteile im Gespräch.
Laut dem Diabetologen Dr. Baptist Gallwitz, der mit Özempic als Diabetes-Medikament lange Erfahrung hat, wirkt es nicht nachhaltig, weil die PatientInnen anschließend meist wieder zunähmen, sobald sie die parallelen Programme zur Gewichtsabnahme aufgäben. Insofern hält er Prävention selbst bei starker Fettsucht für wirksamer und gesünder. Bei Übergewicht und geringen Figurproblemen sei Özempic keinesfalls zu empfehlen, da noch gar nicht erforscht und mit unklaren Nebenwirkungen. Für erhebliches Übergewicht ab BMI von 25 käme es nicht in Frage und darunter schon gar nicht. Erst ab einem BMI von 30 sei es überhaupt diskutabel. Für die große Mehrheit derjenigen, die aus Figur-Gründen abnehmen wollen und deutlich unter Fettsucht-Niveau liegen, kommt es gar nicht in Frage.
Gallwitzer schlägt - wie so ziemlich jeder vernünftige und nicht völlig Pharma-hörige Arzt - Vorbeugung durch gute Ernährung und Bewegung bereits in der Schule vor. Kinder sollten sich dort jeden Tag bewegen. Das haben in Österreich bereits die Pädagogen Gaulhofer und Streicher vor Jahrzehnten vergeblich empfohlen. Aber auch Erwachsene jeden Alters haben gute Chancen, wenn sie sich ernsthaft und zuversichtlich dem Thema widmen wie meine Abnehm-Challenges und Fastenkuren seit langem zeigen.
Gallwitz meint, der Schaden von Özempic könne ansonsten bei allen außer Fettsüchtigen größer sein als der Nutzen. Das aber dürfte damit zu tun haben, dass er bei Adipositas so sehr groß ist.
Schon die üblichen kurzfristigen Nebenwirkungen wie Übelkeit bis zu ausgeprägtem Erbrechen, was die Elektrolyte im Blut durcheinander bringen und Lungenentzündungen auslösen kann, sind hier zu erwähnen.
Der Diabetologe empfiehlt bei Fettsucht außerdem immer langanhaltende Verhaltens- und Ernährungs-Therapie. Ohne komme es jedenfalls meist wieder zur Gewichtszunahme.
Die Spritze sei also überhaupt nur bei schwerster Fettsucht zu erwägen, wobei zusätzlich andere und auch Psychotherapien nötig seien.
Für all jene, die nicht fettsüchtig, sondern „nur“ übergewichtig sind oder sich mit Ihrem Gewicht einfach nicht wohl fühlen, oder glauben, einem absurd dünnen bis dürren Schönheitsideal nacheifern zu müssen, ist die Spritze Nebenwirkungs-reich, auf Dauer sehr teuer, wahrscheinlich gefährlich und jedenfalls nicht erfolgversprechend.
Außerdem ist zu fragen, was es über unsere Konsum-Gesellschaft aussagt, wenn wir zu solchen Mitteln greifen, um unser Gewicht in Zaum zu halten.
Muss man nicht einen Stich haben, um sich täglich mit dieser Spritze zu stechen?
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